Medizingeschichtliche Ausstellung

Die Zeit des Nationalsozialismus markiert den historischen Tiefpunkt in der Entwicklung der österreichischen Medizin. Aus Anlass des 80-jährigen Jahrestages des Endes der Eigenstaatlichkeit Österreichs und der nationalsozialistischen Machtübernahme mit ihren Folgen zeigt das Josephinum die Auswirkungen auf die Wiener Medizinische Fakultät. Die Ausstellung behandelt die Vorgeschichte von Antisemitismus und Rassismus bereits vor der NS-Zeit, die direkten Auswirkungen des März 1938, die Vertreibung eines großen Teils der Fakultätsangehörigen und die dadurch ermöglichten Karrieren von NS-Parteigängern. Die ideologische Durchdringung der Fakultät mit dem Gedankengut der NS-„Rassenhygiene“, die Forschungspraktiken bis hin zu verbrecherischen Menschenversuchen, Zwangssterilisationen und die Beteiligung an den „Euthanasie“-Aktionen gegen Patienten und Patientinnen der Psychiatrie werden ebenso behandelt, wie die zunehmende Militarisierung von Studium und Forschung im Zuge des Krieges. Das Jahr 1945 als ambivalente Zäsur, die bisherigen Auseinandersetzungen mit der NS-Vergangenheit und nicht zuletzt die Position des Josephinums als Zentrum der Medizingeschichte in Österreich bilden weitere Schwerpunkte.

Diese Ausstellung wurde allen Angehörigen der Medizinischen Fakultät, denen Unrecht, Gewalt und Willkür durch die Nationalsozialisten angetan wurden, gewidmet.

Ausstellungsdauer: 14.03. - 29.12.2018
Kuratoren: Herwig Czech und Niko Wahl

Zeitgenössische Ausstellung

Die Ausstellung von Anna Artaker und Tatiana Lecomte im Josephinum verschränkt Werke zwei wichtiger zeitgenössischer Künstlerinnen aus Österreich, die in ihrer Arbeit zumeist auf historische Entwicklungen und/oder wissenschaftliche Praktiken des 20. Jahrhunderts Bezug nehmen und deren soziale und psychologische Auswirkungen durchleuchten. Das Aufgreifen von historischem Material und dessen Präsentation in veränderter Form und Kontext zielen darauf ab, Narben in unserem gesellschaftlichen System aufzuzeigen und fundamentale Denkmuster in modernen westlichen Zivilisationen zu entlarven. Insbesondere thematisieren beide Künstlerinnen die Anwendung wissenschaftlicher oder pseudo-wissenschaftlicher Techniken zur Rechtfertigung von Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus.

Die Ausstellung ist ein Beitrag zur parallel im Josephinum gezeigten Schau Die Medizinische Fakultät von 1938 bis 1945. Die gezeigten Werke beziehen sich jedoch nicht explizit auf diese Zeitspanne und im Dritten Reich verübte Gräueltaten. Vielmehr verweisen sie exemplarisch auf Denk- und Verhaltensmuster, die in allen menschlichen Gesellschaften existieren und jederzeit die Grundlage bilden können für Grausamkeiten, die Menschen imstande sind einander anzutun.

Ausstellungsdauer: 09.05. - 29. 12.2019 
Anna Artaker - Tatiana Lecomte
Kurator: Moritz Stipsicz

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Detail | Josephinum